Freitag, 22. März 2013

Call Center Girl


G’Day Mates,

Habe jamal wieder eine Weile nichts mehr von mir hören lassen sorry also:  kurz nachdem ich fast 4 Wochen arbeitslos war und schon überlegt hatte zurück nach Sydney zu fliegen um dort Arbeit zu finden (oder alternativ unter der Brücke zu hausen) erhielt ich endlich einen Anruf für ein Vorstellungsgespräch – In einem Call Centre.

Kann ja nicht so schlimm sein, sagte ich mir und nachdem ich dann eine Zusage hatte, war ich für 2 Stunden der glücklichste Mensch auf Erden. 19.61$ die Stunde und wenn man sich gut anstellt, noch 500 Dollar pro Woche Bonus. Klingt doch mehr als einladend?! Meine Auffgabe: den ganzen Tag Firmen in den verschiedenen Staaten anzurufen und sie davon überzeugen ihren Energieanbieter zu wechseln. Das Ganze war für den Energieabieter „Energy Australia“

An meinem ersten Tag erhielten wir eine Stunde Einweisung über „Energy Australia“, eine Vorlage mit dem was wir am Telefon sagen sollten und ein paar lose Blätter mit den Informationen, die wir brauchten um den Mist zu verkaufen. Danach saßen wir 2 weitere Stunden neben den Leuten, die dort schon länger arbeiteten,  hörten ihnen zu und sollten ein paar Tipps aufschnappen und nach nur 2 weiteren Stunden wurde verlangt, dass wir jetzt loslegten. Ich war die einzige Deutsche, die dort arbeitete und für mich war es schon am Handy oft schwer, denn Australier haben meistens einen verdammt harten Akzent. Nun ja und so richtig mit Informationen wurden wir ja auch nicht versorgt. Alles worüber wir reden durften, war der 14% Rabatt, den wir anbieten, aber über Raten oder Sonstiges, durften wir nicht reden und im Großen und Ganzen hat niemand dort so wirklich einen Plan worum es überhaupt geht, da wir ja keinerlei Training hatten und auch sonst mit fast keinerlei Infos versorgt wurden.

Ebenfalls zwielichtig kam es mir vor, dass jeder stapelweise DIN A4 Seiten erhielt, auf denen Nummern und die Namen der Firma und die Adresse standen und man manuell am Telefon wählen wusste, noch verwunderlicher, dass die Hälfte der Nummern überhaupt nicht existieren und wenn ja die Firma nicht mehr existierte.
 Also an meinem ersten Tag wurde mir schon klar, dass dieser Job ziemlich, ziemlich fürn Arsch ist, aber ich brauchte nun mal das Geld und deswegen sagte ich mir für ein paar Wochen wird das schon machbar sein.

Montag war dann mein erster Arbeitstag und natürlich sprang kein Sale für mich heraus, wie denn auch als Deutsche, noch nie in nem Call Centre gearbeitet und kein Plan davon was eigentlich los ist. Die Leute, die dort einen Haufen Sales machten, logen wie ich später herausfand wie gedruckt und versprachen den Leuten Dinge wie: „Egal wie viel Rabatt sie gerade bekommen, wir geben Ihnen nochmal 14% auf das“, denn wie sollte es anders sein unsere Anrufe wurden natürlich nicht aufgezeichnet.

An meinem 2. Arbeitstag wurden alle „Nullen“  bereits 4mal ins Büro gerufen, was denn mit uns los sei und warum wir keine Sales machen, andere können das doch auch und als ich dann frech entgegnete wie zum Geier wir das denn machen sollen, ohne einen Plan von dem zu haben was wir sagen und ob mein Manager sich nicht neben mich setzen wolle, mir zuhören wolle um mir Tipps zu geben, was ich besser machen kann, meinte er nur es sei ihm scheißegal wie ich es anstelle, er will am Ende des Tages Sales sehen, alles andere geht ihm am Arsch vorbei.
Um 16 Uhr mittags des gleichen Tages (wie gesagt, es war mein 2. Arbeitstag!) wurde mir dann mit Kündigung gedroht, falls ich heute keinen Sale mache. Glücklicherweise machte ich durch einen Zufall drei Sales nur 10 Minuten später, den aber mein Manager ausführte. Das System war nämlich, dass wir nur die Leute interessiert bekommen sollten und dann ging der Anruf an einen der Manager weiter und sie führten dann den eigentlichen Sale aus. Also wir hatten die Drecksarbeit, mussten uns anschreien lassen und uns sagen, lassen das wir keinen Plan haben wovon wir reden und uns f*** sollten, sie schwafelten dann am Ende noch ein wenig rum und lasen den Vertrag vor und schrieben die benötigten Informationen auf.

Wie dem auch sei, um halb 5 platzte mir dann völlig der Kragen und ich ging zu meinem Boss und sagte dass ich sofort kündigen will. Leider ging mein Temperament völlig mit mir durch und ich flippte vollkommen aus und schrie ihn an und sagte, dass ich mich nicht behandeln lasse wie ein verdammtes Stück Scheiße und dass man nichts besser macht, wenn man die Leute hier so unter Druck setzt, denn dann kann niemand mehr arbeiten, weil er völlig verängstigt ist. Man sollte uns mal lieber helfen und uns unterstützen. All die Leute, die einen den ganzen Tag am Telefon anschreien und fertig machen sind nämlich anstrengend genug. Er meinte, aber ich soll bleiben und ich könne es ja anscheinend, hatte ja schließlich grade drei Sales gemacht und es tut ihm leid und mein deutscher Akzent sei doch ein Vorteil und so weiter und sofort und nun ja, da ich verzweifelt war und Geld brauchte, überzeugte er mich schließlich und ich blieb.

Freitag in dieser Woche, wurde dann die Erste der Mädels gefeuert, die mit mir anfing (eine weitere hatte bereits gekündigt), weil sie in der Woche nur 4 Sales machte und ich sah einfach Leute am laufenden Band kommen und gehen. Die wenigsten hielten es dort länger als 2 Wochen aus. Ich war jeden Tag nach der Arbeit ebenfalls vollkommen aufgebracht und konnte mich nicht beruhigen, da man so sehr unter Druck gesetzt wurde und einfach nicht mehr zur Ruhe kam. Jeden Tag an dem wir keine Sales machte, wurden unsere Namen vorne an der Tafel  roteingekreist und wir wurden mehrmals zum Gespräch gerufen und unter Druck gesetzt.

Mir wurde schnell klar, dass dieser Job ein einziger Alptraum ist, der einen völlig fertig macht und ich bewarb mich an dem ersten Wochenende, auf einen anderen Job in dem besten Call Centre Australiens, wo auch 2 meiner Mitbewohner arbeiten, allerdings wieder im Energiebereich, denn in dieses Call Center kommt man nur mit Erfahrung.

Nach 2 weiteren schrecklichen Tagen in meinem alten Call Center, hatte ich dann zum Glück ein Vorstellungsgespräch für den neuen Job und als ich den Leuten von meinen Bedingungen in meinem alten Call Center erzählte waren sie schwer geschockt und sagten, dass sie mich niemals so behandeln würden und ich war so glücklich, als ich noch an dem gleichen Tag eine Zusage bekam.
Seit Anfang dieser Woche, arbeite ich jetzt bei Salmat, das mehrfach als bestes Call Center Australiens ausgezeichnet wurde. Dieses befindet sich direkt in der Innenstadt von Melbourne, allein 9 Stockwerke des Gebäudes sind Call Centers und Salmat arbeitet für so ziemlich alle großen Firmen in Australien, seien es die großen Supermarktketten Coles und Woolworth, Airlines, Fernsehsender, Restaurantketten, Banken und natürlich Energieanbieter.

Mir wurde von Anfang an klar gemacht, dass auch dieser Job kein Zuckerschlecken wird und dass Energie das Härteste im Telemarketing Outbound sei. Dennoch ist das Call Center völlig anders, als das wo ich davor war. Wir sitzen an Computern, wo wir Softwares haben, mit den Informationen über die Kunden, wir haben 1 Woche lang Training ins kleinste Detail über Energie, Gas und Solar bekommen, uns wurde beigebracht, wie man richtig verkauft und wie man die Leute dazu bekommt nicht aufzulegen und sie zu überzeugen. In der Mittagspause spielen wir Quiz um sich zu entspannen und nicht zu sehr in schlechte Stimmung zu gerate. Im Allgemeinen ist die Arbeitsatmosphäre total locker, man geht zusammen was trinken nach der Arbeit, macht Späße zusammen und das Wichtigste ist natürlich, dass man nicht unter Druck gesetzt wird, sondern unsere Manager alles versuchen, um einen zu helfen und zu motivieren.

Nun ja und das mache ich jetzt hoffentlich für die nächste Zeit, es sind nämlich 750$ pro Woche und wenn man es einmal schafft 5 Sales am Tag zu machen, bekommt man 32$ die Stunde.
Dennoch es ist ein wirklich ein harter Job, ihr wisst ja selbst, wie das ist, wenn euch Leute daheim anrufen und einem irgendwas verkaufen wollen. Es geht meega auf den Sack! Die meisten legen einfach auf oder sagen nur „nicht interessiert“ aber teilweise wird man auch mit „Fick dich“ und „Ich hasse euch verfickte Arschlöcher“ beschimpft und das nagt schon an einem vor allem, wenn man das 8 Stunden täglich zu hören bekommt, 5 Tage die Woche.

Nun ja Mission nun: So lang wie möglich durchhalten und stolz drauf sein, dass mein Englisch gut genug ist um 8 Stunden täglich in einem Call Centre am Telefon zu sein, mit nur Muttersprachlern um mich herum und versuchen Leuten Energie zu verkaufen.

So viel zu meinem Job. Ansonsten geht es mir sehr gut, ich liebe das Victoria Hotel immer noch sehr. Die Leute hier sind so nett und es ist wie eine große Familie, ständig hat jemand Geburtstag und man feiert oder jemand geht und man feiert oder man feiert einfach um was zu feiern!
Ansonsten letzte Woche war hier der Formel 1 Grand Prix und am Donnerstag konnte man umsonst auf die Strecke und beim Training zu schauen, das war ziemlich cool, aber ich wusste noch nicht wie verdammt laut die Autos sind wir sind schier die Ohren abgefallen!

Das Wochenende davor war das Moomba Festival (hier ist jedes aber auch wirklich jedes Wochenende ein Festival es ist unglaublich!), dabei war ein riesen Jahrmarkt um den Yarra River und es gab jeden Abend ein wunderbares Feuerwerk auf dem Fluss!
Moomba Festival

Formel 1 Grand Prix 

Formel 1 Auto

Ansonsten: – it’s Friday Babe – Let’s party!
Hoffe euch allen geht’s gut!
Ganz viel Liebe & bis bald wieder